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Impuls

Kinder des Lichts

Im Januar waren mein Mann und ich zwei Wochen in Sils Maria im Engadin in der Schweiz zum Skiurlaub. Bis auf zwei Tage mit Bewölkung und leichtem Schneefall wurden wir mit strahlendem Sonnenwetter beschenkt. Häufig stand ich auf dem Balkon der Ferienwohnung oder sah zum Fenster hinaus auf den zugefrorenen Silser See. Ich sah Langläufer und Spaziergänger, Menschen mit Hunden oder Familien mit Kindern, die über das Eis des Sees gingen.

Kinder des Lichts
Veröffentlicht am
1. März 2022

Da der See mit Schnee bedeckt war, glitzerte alles in der Sonne. Das ganze Bild war eingerahmt von den Bergen, die auf beiden Seiten des Sees in die Höhe ragten. Ich habe diesen Eindruck in meinem Inneren festgehalten, denn ich kann mich noch gut an meine Gedanken und Gefühle erinnern, die ich hatte, als ich das Panorama sah.

Ich dachte, dass dies das Paradies sei, in dem ich angekommen bin. Ein tiefer Friede ging von der Landschaft und dem Geschehen auf dem Eis aus. Das besondere aber war die Sonne, die alles in leuchtendes Licht tauchte. Ich fühlte mich eins mit Gott und der Welt, als ein Teil dieses herrlichen Anblicks. Ich dachte an ein Bibelwort, das ich kurz zuvor gelesen hatte: „Lebt als Kinder des Lichts – die Frucht des Lichtes ist lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit“. Epheser 5, 9

Und dann kam mir der Gedanke, dieses Licht in mir zu speichern und es als „Kind des Lichts“ an andere weiter zu geben, die ihr Leben dunkel, bedrohlich und hoffnungslos empfinden.

In diesen Tagen hörte ich von solchen Bedrohungen, entweder persönlich oder durch die Medien: die Corona Zahlen stiegen weiter in die Höhe, eine langjährige Freundin war an Krebs erkrankt, russische Truppen waren an der Grenze der Ukraine aufmarschiert. Die Schicksale von Missbrauchsopfern innerhalb der Kirche wurden öffentlich usw. Während ich auf das friedliche Bild vor mir schaute, war ich in Gedanken bei vielen Situationen, wo Menschen Leid und Verzweiflung erleben.

Nun erleben wir seit vergangener Woche den brutalen Angriff des russischen Präsidenten Putin auf die Ukraine und die dort lebenden Menschen. Ein Krieg mitten in Europa und ganz in unserer Nähe. Dieses beängstigt viele Menschen, mit denen ich in den letzten Tagen gesprochen habe und auch mich.

Ich denke häufig an den sonnendurchfluteten Ausblick auf den Silser See und dabei überlege ich, wie ich jetzt ein „Kind des Lichts“ sein kann. So gut es geht, möchte ich trotz eigener Angst, Hoffnung weiter geben in Gesprächen und Begegnungen, denn die Angst wird schon etwas kleiner, wenn sie ausgesprochen werden darf. Es gibt so viele Möglichkeiten alleine oder in Gemeinschaft für den Frieden zu beten, oder in Solidarität mit den Menschen in der Ukraine auf die Straße zu gehen. Das habe ich gestern Abend bei einer Mahnwache in Hofheim zusammen mit vielen hundert Menschen wahrgenommen. Bald werden wir alle wahrscheinlich herausgefordert für geflüchtete Menschen aus der Ukraine „Kinder des Lichts“ zu sein mit ganz praktischer Hilfe…

Trotz der Schreckensmeldungen aus den Medien beginnt gerade der Frühling, Krokusse und Schneeglöckchen blühen und die Vögel stimmen am Morgen ihr Konzert an. Und auch wir dürfen hier in diesen Tagen die Frühlingssonne tanken und als „Kinder des Lichts“ Hoffnung weitergeben.

Ich hoffe auf ein baldiges Ende des Krieges und wünsche uns allen die Sonne im Herzen, Zuversicht und Frieden.