Voller Lebensfreude wedelte ich die Berge hinunter und fühlte mich kurz vor dem Abheben wie bei einem Gleitschirmflug. So ging es den ganzen Vormittag. Am Nachmittag zog aber plötzlich Nebel auf und die Sicht wurde immer schlechter. Ich fand mich oben am Berg wieder, am Ausgangspunkt einer Piste, die ich morgens flott hinunter gefahren war. Plötzlich war alles anders. Ich konnte kaum mehr etwas sehen, auf der Piste lagen sulzige Schneeberge, mir wurde schwindelig und mulmig. Dennoch wusste ich, dass ich diesen Hang hinunterfahren musste. Ich war sehr unsicher und dachte ängstlich: “nur nicht hinfallen, nur nichts brechen“ . So fuhr ich wie eine blutige Anfängerin im Pflugbogen Stück für Stück die Piste hinunter. Hielt immer wieder an, um Luft zu holen, mich zu konzentrieren und gegen meine Angst innerlich anzukämpfen. Zeitgleich schickte ich viele Stoßgebete zum Himmel und hoffte auf Gottes Bewahrung und Beistand.
Im Schneckentempo und Schweiß gebadet kam ich nach längerer Zeit schließlich im Tal an. Meine jungen Familienmitglieder hatten schon einige Zeit auf mich gewartet. Ich war nur froh und dankbar, es geschafft zu haben und ohne Blessuren am Ziel zu sein.
Abends dachte ich über diese Erfahrung nach und stellte Parallelen zu meinem Leben fest: wie leichtfüßig und voller Lebenslust bewege ich mich manchmal durch meinen Alltag. Doch dann zieht durch ein Ereignis oder eine herausfordernde Situation plötzlich „Nebel“ auf und ich stelle fest, dass das was vor kurzem noch leicht und ohne Mühe ging, belastend und angstbesetzt ist.
In einer solchen Situation hilft mir die Langsamkeit, die Erkenntnis, Schritt für Schritt zu gehen und die Ausrichtung auf Gottes Nähe und Gegenwart. So komme ich langsamer und mühevoller, aber endlich dann doch zum Ziel. Und die Freude, es ohne Verletzungen, besonders im seelischen Bereich, geschafft zu haben, ist riesig groß.
Ich wünsche euch in „Nebelsituationen“ eures Lebens Ruhe, Achtsamkeit, das Zugeständnis, langsam sein zu dürfen und die spürbare Nähe und den Segen Gottes.